Die AfD im Hotel Quellental – Tradition oder Zufall?!

Für den 12. Mai 2017 kündigte die AfD Bielefeld eine Veranstaltung mit dem NRW-Vorsitzenden der Partei Marcus Pretzell an. Allein die Wahl des Veranstaltungsortes, des Hotel Quellental in Steinhagen, wirft die Frage auf, inwieweit sich die Partei hier in einer Tradition der extremen Rechten bewegt. Seit über 30 Jahren geben sich Neonazis in dem Berghotel die Klinke in die Hand.

Das „Deutsche Kulturwerk Europäischen Geistes“, kurz DKEG wurde 1950 von Kulturschaffenden gegründet, die sich vor 1945 für den Nationalsozialismus eingesetzt hatten. Sie wollten nach 1945 in diesem Sinne weiter agieren. Ihr Kopf war der ehemalige NS-Reichsfachschaftsleiter für Lyrik Herbert Böhme. In der Ausgabe Nr. 6/1984 der Zeitschrift „Deutsche Monatshefte“, dem Publikationsorgan des DKEG, findet sich der Bericht eines Treffens der Bielefelder und Steinhagener Untergliederungen des DKEG. Ort der Veranstaltung im März 1984 war das „Berghotel Quellental“.

1992 wurde die 1985 in Steinhagen gegründete „Nationalistische Front“ als neonazistische Partei verboten. Die von Meinolf Schönborn geführte Organisation hatte ihre Schwerpunkte über Jahre erst in Bielefeld und später in Detmold. Antifaschisten gelangten schon vor dem Verbot an eine Datei mit Mitgliedern und Unterstützern der Partei. In dieser Liste findet sich auch Thorsten Herzog mit der Adresse „Quellental 10“ in Steinhagen: der Adresse des Berghotels.

Zumindest ab Ende 2007/ Anfang 2008 fanden im Berghotel Quellental konspirativ organisierte Vortragsveranstaltungen und Seminare statt. Unter den Referenten befand sich zum Beispiel der Burschenschaftler Erhard Hartung. Dieser wurde in Italien nach mehreren Bombenanschlägen, bei denen vier italienische Grenzschutzbeamte getötet wurden, 1971 zu lebenslanger Haft verurteilt. Oder der Nürnberger Jürgen Schwab, ehemals Mitarbeiter im NPD-Bundesvorstand. Organisator der Veranstaltungen, an denen bis zu 70 Personen darunter bekannte Neonazis aus ganz Ostwestfalen teilnahmen, war der Bielefelder Meinhard Otto Elbing. Elbing gehörte zu den Gründungsmitgliedern der „Nationalistischen Front“, war in den 1990er Jahren bundesweit auf neonazistischen Aufmärschen zum Beispiel zu Ehren des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess vertreten und ist heute in der neonazistischen Kleinstpartei „Die Rechte“ aktiv.

Als im Oktober 2009 aufgedeckt werden konnte, dass der Reichsbürger Wolfgang Hackert im Quellental referieren wollte, protestierten ca. 40 AntifaschistInnen vor dem Hotel. Der Besitzer Hans-Herbert Vollmer sagte, vom neonazistischen Charakter der in seinem Hotel durchgeführten Veranstaltungen nichts gewusst zu haben. Für zukünftige Treffen stünden die Räume in seinem Hotel nicht zur Verfügung.

Ist es also ein Zufall, dass die AfD jetzt genau im Hotel Quellental ihre Veranstaltung abhalten wollte?! Schon Wochen vorher fand zumindest eine Veranstaltung, ein Stammtisch der AfD im Quellental statt.

Die Pretzell-Veranstaltung am 12. Mai wurde vom Betreiber des Hotels auf öffenlichen Druck hin abgesagt. Aber es ist angezeigt, das Hotel als Veranstaltungsort der extremen Rechten im Blick zu behalten.


Link zur Webseite des Hotels: http://www.berghotel-quellental.de/