Verschwörungstheorien – Die „Alternative für Deutschland“ und die „Alternativen Wissenskongresse“

Christoph Hörstel glaubt an „Chemtrails“. Er glaubt daran, dass die Kondensstreifen von Flugzeugen in Wirklichkeit Chemikalien sind, die mit Billigung der Regierung versprüht würden. Die Wirkung sei eine Betäubung und Unterdrückung der deutsche Bevölkerung. Hörstel ist einer der Vielschreiber der verschwörungstheoretischen Szene und einer der Referenten der „Alternativen Wissenskongresse“ (AWK).

Erstmals hatten sich 2015 etliche AfD-Funktionäre um den Gütersloher Kreisvorsitzenden Udo Hemmelgarn zusammengefunden, um den ersten dieser Kongresse zu organisieren.

Angesichts der offenen Verschwörungstheorien intervenierte der damalige Bundesvorsitzende Bernd Lucke. Er schätze ein: „Unter den Referenten scheinen sich Verschwörungstheoretiker und Wirrköpfe zu befinden“. Daraufhin fand die Veranstaltung nicht als AfD-Kongress statt, sondern die Organisatoren gründeten den in Gütersloh ansässigen „Verein zur Förderung des politischen Dialogs“, der seitdem als Veranstalter auftritt. Nichtsdestotrotz werden die Einladungen auf AfD-Veranstaltungen etwa auf den Paderborner AfD-Kundgebungen verteilt.

Unter den Teilnehmern des 2. AWK: K.-H. Tegethoff (KV Paderborn)(3.v.l.) und Bernd Venjakob (KV Gütersloh)(Mitte)

Der Erste Kongress im Herbst 2015 im Wittener Saalbau versammelte rund 800 Verschwörungstheoretiker und bekannte Referenten aus der Szene. Die zentrale Frage war: „Wer regiert Deutschland?“.

Jürgen Elsässer, bekannt als Chefredakteur des Compact-Magazins fragte „Regieren uns die Medien?“. Er warb für die Pegida-Bewegung und referierte die Verschwörungstheorien zum 9.11 oder dem Absturz des Fluges MH17 über der Ukraine. Karl-Albrecht Schachtschneider orakelte „Regieren uns EZB und ESM?“, Eberhard Hamer, einst Wirtschaftsprofessor in Bielefeld fragte sich „Regieren uns die Großkonzerne?“ und Andreas Popp ging der Frage nach „Regieren uns die Banken?“ Klar war für die Referenten nur, nicht die deutsche Regierung und schon gar nicht das „deutsche Volk“ regieren hier.

Jürgen Elsässer beim 1. AWK in Witten

Beim zweiten Kongress im Winter 2016 trat neben Christoph Hörstel auch Michael Vogt auf. Der Journalist und Medienspezialist hatte 2012 in den Burchenschaftlichen Blättern ein Manifest veröffentlicht, in dem er für eine „revolutionäre Neuordnung“, die „Abschaffung des Parteienstaates“ und die Herstellung wirklicher „Volksherrschaft“ plädiert. Zudem tritt er dort für ein völkisches Verständnis der Staatsangehörigkeit ein. Erneut trat auch Karl-Albrecht Schachtschneider auf, der schon zuvor als vielfacher Referent der extrem rechten Szene in Erscheinung getreten ist.

Worum es den Organisatoren der Kongresse von der AfD geht wird gut an einem Bericht über den „Wissens“-Kongress deutlich: „Der nicht enden wollende Applaus und dieses „Wir sind das Volk“ – Gefühl“. Es geht um die Selbstermächtigung als „Volk“ zur Handlung berufen und berechtigt zu sein. [1]


[1] http://archive.is/3E9gm