Die AfD legt scheinbar Wert darauf, sich öffentlich von Personen zu distanzieren, die in den einschlägigen Organisationen der extremen Rechten aktiv waren. In der Öffentlichkeit will man mit diesen nichts zu tun haben. In der Praxis sieht das ganz anders aus.

Ein lokales Beispiel ist Hans-Ulrich Kalb aus Herford. Kalb tauchte schon in einer auf ca. 2008 datierbaren Mitgliederliste der extrem rechten und antimuslimischen Partei Pro-NRW auf.

Am 6. Juli 2009 vermeldete die Website von Pro-NRW die Gründung des Bezirksverbands Ostwestfalen: „Zum stellvertretenden Vorsitzenden und zum Schatzmeister in Personalunion wurde der 56-jährige Hans-Ulrich Kalb aus Herford gewählt.“ Dort saß Kalb zusammen mit Personen wie Fabian Thies, die teilweise dem militanten Neofaschismus zuzurechnen waren.

Pro-NRW entwickelte sich nicht zu einer Erfolg versprechenden Partei, sondern zu einer sektiererischen Gruppe. Kalb trennte sich von dieser und schloss sich, laut Meldung der Neuen Westfälischen, im Frühjahr 2009 der Wählergemeinschaft Liste 2004 – Initiative für Herford an. Nach Aussage von Kalb hatte er mit diesem Kapitel abgeschlossen. Verfolgt man seine Aktivitäten weiter, ist dies jedoch nicht ganz richtig.

Im September 2015 trat Kalb bei der ersten „Biegida“-Demonstration in Bielefeld erneut mit Neonazis auf. Überschaubare 19 Teilnehmer zählte das Westfalen Blatt damals, darunter nicht nur der stadtbekannte Neonazi Sascha Krolzig, mehrere Mitorganisatoren von der „Identitären Bewegung“ oder die Rednerin Melanie Dittmer, die über Mikrophon NS-Schlagworte zum Besten gab. Anmelder und Organisator war Thomas Borgartz. Für Kalb kein Unbekannter, denn Borgartz war die zentrale Figur von Pro-NRW in Ostwestfalen und Vorsitzender des Bezirksverbands. Dort saß er in eben jenem Vorstand in dem auch Kalb saß.

Kalb bei Biegida 2015

In der AfD interessiert weder Kalbs Vergangenheit bei Pro-NRW noch dessen Teilnahme an der Biegida-Demonstration. Er wurde auf dem Bezirksparteitag im September 2015 in Herzebrock-Clarholz als Beisitzer in den Vorstand des AfD Bezirksverband Detmold gewählt. Bei den Neuwahlen im Dezember 2016 wurde er in diesem Amt bestätigt. Das Kalb auch in der AfD zum rechten Flügel gehört dokumentierte er durch seine Unterschrift unter die „Erfurter Resolution“, dem Positionspapier, des „Flügel“ um Björn Höcke der zu einer Sammlung der rechten Kräfte in der AfD aufrief.

Weiterführende Links:
http://www.nw.de/lokal/kreis_herford/herford/herford/3054533_Unheilvolle-Verbindung.html